Investoren seien derzeit in einem Spannungsfeld gefangen zwischen eher lockeren geldpolitischen Versprechen und Hinweisen auf eine straffere Geldpolitik. Entsprechend genau dürften Investoren daher in dieser Woche auf eine Reihe von Fed-Rednern schauen. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell macht am heutigen Dienstag den Anfang, wenn er vor dem US-Kongress spricht. "Die US-Notenbank Federal Reserve spielt mit den Märkten das berühmte Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche", kommentierte ein Händler.

Das Zuckerbrot könnte bei der Anhörung von Powell verteilt werden, nachdem die Anleger immer noch die Peitsche vom vergangenen Mittwoch nach der Fed-Sitzung spürten. Andererseits sollten sich Marktteilnehmer auf weiter sinkenden Kurse einstellen, falls klar werde, dass Powell zu den Mitgliedern gehört, die bereits in den kommenden Monaten mit einer Normalisierung der Geldpolitik beginnen wollen, warnt ein weiterer Händler. Derzeit verbrächten Anleger vor allem Zeit damit, die Signale der Notenbanken zu deuten. Es sei auch davon auszugehen, dass mit den nun kommenden Sommermonaten die Umsätze zurückgehen werden und die Volatilität zunehmen wird.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,49 Prozent auf 11'936,34 Punkte (Tagestief 11'913). Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,42 Prozent auf 1925,44 Punkte und der breite SPI um 0,43 Prozent auf 15'322.96 Punkte. Von den 30 SLI-Aktien stehen 22 tiefer und sieben höher, einer (Adecco) ist unverändert.

Angeführt wird die Abwärtsbewegung von wachstumsabhängigen Technologiewerten und den Vertretern der Gesundheitsbranche. Auch europaweit gehören diese beiden Sektoren am Dienstag zu den schwächsten.

Mit Abgaben von 1,9 Prozent halten Logitech-Aktien denn auch durchgängig die rote Laterne. Am Vortag hatten sie noch zu den grössten Gewinnern gezählt. Auch die anderen beiden Technologiewerte AMS (-0,9 Prozent) und Temenos (-0,5 Prozent) bauen einen Teil ihrer Vortagesgewinne wieder ab. Gerade bei Technologieaktien sorgt die Aussicht auf steigende Zinsen immer wieder für Verkaufswellen.

Diese Schwäche setzt sich auch in den hinteren Reihen durch, wo etwa U-box (-1,6 Prozent) oder auch Inficon (-0,8 Prozent) überdurchschnittlich nachgeben.

Daneben geht es für die Vertreter der Gesundheits- und Lifescience-Branche abwärts. Angeführt von den Roche Bons (-1,0 Prozent) folgen Sonova, Lonza und Novartis mit Kursverlusten zwischen 0,8 und 0,5 Prozent. Lediglich Straumann (+0,4 Prozent) und Alcon (+0,1 Prozent) können sich dem Sog entziehen.

Auch hier setzt sich die Schwäche in den hinteren Reihen fort, wie Abgaben zwischen 2,3 und 1,2 Prozent bei Santhera, Molecular Partners und Tecan zeigen.

Neben den Gesundheitswerten haben aber auch andere eher defensive Vertreter einen schweren Stand. So sacken Givaudan etwa um 1,0 Prozent ab. Auch das dritte Schwergewicht, Nestlé, kommt um 0,5 Prozent zurück. Ebenso werden Swisscom (-0,3 Prozent) eher gemieden.

Etwas zwiegespalten präsentieren sich hingegen die Finanzwerte. So geben die beiden Grossbanken CS und UBS (beide -0,6 Prozent) etwas deutlicher nach. Händler verweisen auf eine Studie von Kepler Cheuvreux, in der die Experten den europäischen Bankensektor auf Neutral von zuvor Overweight zurückstufen.

Während Zurich (-0,1 Prozent) auch knapp im Minus notieren, gewinnen Julius Bär, die Swiss Re, Swiss Life und Partners Group ganz leicht hinzu.

Es sind aber vor allem Unternehmen aus der zweiten Reihe wie Montana Aerospace (+3,8 Prozent), Bossard (+1,2 Prozent) oder Oerlikon (+1,3 Prozent), die zu gefallen wissen. Flughafen Zürich (-1,9 Prozent) büssen dagegen nach einer Abstufung auf "Verkaufen" durch die Citigroup klar Terrain ein.

hr/uh

(AWP)