Der streitbare und unkonventionelle Schweizer Investor Marc Faber meldet sich wieder einmal zu Wort. Und es sind wie gewohnt mahnende Worte. Der im Norden Thailands lebende Faber sieht derzeit zwar keinen bevorstehenden Börsencrash voraus, ist aber vorsichtig gegenüber dem US-Aktienmarkt, insbesondere mit Blick auf die Aktienbewertungen. 

Der US-Aktienmarkt sei nur von einer Handvoll Aktien nach oben getrieben worden, "das heisst Halbleiter und alles, was mit Hochtechnologie" zu tun habe, insbesondere mit Künstlicher Intelligenz. "Meiner Ansicht nach sind diese Aktien masslos überbewertet und haben erhebliches Abwärtspotenzial", sagte Faber letzte Woche in einem Interview mit der US-Finanzplattform "Marketwatch", zu die Dow Jones gehört.

Als zweites Warnsignal bei US-Aktien sieht der 78-jährigen Faber nebst den historisch hohe Bewertungen die Gewinnmargen der US-Unternehmen, die aufgrund des Inflationsdrucks und auch aufgrund der schwachen Nachfrage sänken. Das Problem in Amerika sei in vielen Sektoren die Erschwinglichkeit, vor allem im Wohnungsbau. Diese sei in den USA ist auf dem niedrigsten Stand aller Zeiten. "Das reduziert die Nachfrage, was wiederum das Gewinnpotenzial verringert."

Bessere Börsenbedingungen ausserhalb der USA gibt es laut Faber kaum. "Eigentlich hat die ganze Welt auf die Aktien der 'Glorreichen Sieben' gezockt, insbesondere auf Nvidia". 

Faber hat während des Technologiebooms 1999 und 2000 viel Geld verloren

Marc Faber gelangte in Börsenkreisen Ende der 80er Jahre zu Berühmtheit, nachdem er seinen Kunden geraten hatte, vor dem Crash im Oktober 1987 aus dem Aktienmarkt auszusteigen. Daraufhin erhielt er den Spitznamen "Dr. Doom" und agierte fortan als Vermögensverwalter und als Herausgeber des Investment-Newsletters "The Gloom, Boom, & Doom Report". Er zog von Hongkong nach Thailand.

Trotz seiner skeptischen Haltung gegenüber dem US-Aktienmarkt setzt er als Investor nicht auf sinkende Märkte. Er sei früher zwar einer der grösseren Leerverkäufer gewesen. "Aber während des Technologiebooms 1999 und 2000 habe ich viel Geld verloren. Ich kam zu dem Schluss, dass Leerverkäufe in einem Umfeld des Gelddruckens ein gefährliches Unterfangen sind", sagt Faber im Interview. Denn ausgehend von den Fundamentaldaten sollten viele Aktie fallen, aber aufgrund der Geldspritzen der Notenbanken steigen sie, so Faber.

Eigentlich müsse er die Inflation lieben, sagt Faber weiter, weil dadurch der Wert seiner Vermögenswerte steige. "Aber als Historiker und Ökonom weiss ich, dass es eine katastrophale Politik mit katastrophalen Folgen ist. Die Armen leiden in Zeiten der Inflation am meisten, weil sie keine Vermögenswerte haben."

Bleibt die Flucht in die Sicherheit. "Wenn ich ein Investor wäre, würde ich angesichts der Unsicherheit, die wir in der Welt haben, einige Edelmetalle besitzen, so Faber - ohne sich mit der Prognose behaften zu wollen, dass der Edelmetallmarkt "morgen" steigen wird.

Mit Blick auf die Schuldenstände in Amerika besteht der einzige Ausweg laut Faber darin, Geld zu drucken. "Es gibt keine andere Möglichkeit. Das haben die Regierungen schon immer getan."

Daniel Hügli
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